Seit über 4 Monaten befinden wir uns nun schon wieder im Lockdown - und das bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres. Dabei gehen wir mit dieser “neuen Normalität” zum Teil auf sehr unterschiedliche Art um. Manche haben Angst, sind besorgt oder fürchten um Ihre Existenz, da Ihre Einkommensquelle verloren ging, während andere die “Ruhe” nutzen, um all die Dinge zu erledigen, für die sonst nie Zeit war.
Was uns alle jedoch verbindet, ist die Tatsache, dass keiner von uns vorher eine Anleitung erhalten hat, wie wir am besten durch diese schwierige und herausfordernde Zeit navigieren können. Es gibt keine best practices, auf die wir zurückgreifen könnten, um uns abzuschauen, wie wir am besten all die neuen Herausforderungen bewältigen: das zu Hause arbeiten im Homeoffice, die Kinder, die nicht in die Schule gehen können und zu Hause vor dem Tablet unterrichtet werden, der fehlende soziale Kontakt und auch der Sport, der uns so dringend fehlt. Bei all diesen neuen Fragen sind wir auf uns selbst gestellt - und letztlich auf trial and error angewiesen - und müssen schauen, wie wir alles unter einen Hut bekommen und dabei auch noch positiv bleiben.
Als jemand, der sonst so gut wie täglich in der Sportfabrik ist, um Gruppen- und Personal-Trainings zu geben, Kampfsport zu unterrichten oder auch selbst mitzutrainieren, trifft mich der Lockdown natürlich ebenfalls sehr und auch ich musste erst lernen, mit dieser neuen Situation klarzukommen. Ich habe aber relativ schnell gemerkt, was in dieser Situation hilfreich ist und was einem helfen kann, effektiv durch diese Zeit zu kommen, ohne davon übermannt zu werden.
Das richtige Mindset
Sich in dieser Situation nach dem Warum zu fragen, warum all das passiert, macht wenig Sinn. Wenn wir uns allerdings einen Moment Zeit nehmen und das Ganze aus der Ferne betrachten, dann lehrt uns diese Krise vor allem eines: Bescheidenheit. Wir sind bei all der Schnelllebigkeit und Hektik unseres Alltags gezwungen, zumindest für einen Moment inne zu halten und uns zu besinnen. Wir können uns wieder auf Dinge und Menschen freuen, die vorher selbstverständlich waren und wissen z.T. Kleinigkeiten wieder ganz anders zu schätzen. Die Situation lehrt uns außerdem, zum Wohle des großen Ganzen und unseren Mitmenschen, das persönliche Glück hinten anzustellen.
Mit dieser Haltung und Wertschätzung können wir auch erkennen, dass diese Zeit durchaus positive Neuerungen und Chancen mit sich bringen kann. So sind viele von uns trotz sozialer Distanzierung online gut vernetzt und nutzen die Möglichkeiten der modernen Technik, um z.B. mit Freunden oder Bekannten, für die sonst nie Zeit war, wieder regelmäßig Kontakt zu suchen. Viele Unternehmen sind kreativ und suchen neue Lösungen, die es uns einfacher machen, Dienste innerhalb der eigenen vier Wände zu nutzen, ohne verreisen zu müssen.
Ohne die Ernsthaftigkeit dieser Situation zu verleugnen, hilft es uns aber auch nicht, nur auf das zu schauen, was uns “genommen” wurde, sondern vielmehr uns darauf zu konzentrieren, WAS wir haben und nutzen können und was in unsere eigenen Macht liegt zu tun anstatt hilflos die Schuld bei anderen zu suchen.
Haltung bewahren
Wer sich im Homeoffice befindet, sitzt vermutlich noch mehr als sonst und so habe auch ich die folgende Erfahrung relativ schnell gemacht. Bereits nach mehreren z.T. 10-12 Stunden-Tagen PC-Arbeit, um meine Website auf den Betrieb von Online-Training umzustellen hatte ich enorme Rücken- und Nackenschmerzen. Es fehlte ganz klar die Bewegung und die Arbeitsbedingungen waren suboptimal.
Wenn du wie ich einen Laptop auf dem Wohnzimmertisch hast und du permanent mit gesenktem Kopf auf den Bildschirm schauen musst, solltest du als aller erstes den Laptop erhöhen und z.B. auf einen Stapel Bücher stellen und eine zweite Tastatur anschaffen. Außerdem ist es wichtig, auf einem guten Stuhl zu sitzen, der eine gute Haltung unterstützt und genügend Platz für die Knie bietet, um die Beine richtig unter den Tisch strecken zu können.
Eine sehr elegante und mittlerweile finanziell überschaubare Lösung bietet natürlich ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Manuell verstellbare Modelle gibt es zum Teil schon unter 200 € - eine Investition, die sich definitiv lohnt.
Training muss fest einplant werden
Ich bin jemand, der eigentlich jeden Tag trainieren könnte. Aber selbst ich habe sehr schnell realisiert, dass wir in einer Welt, in der wir keine klaren Strukturen mehr haben und in der viele der vertrauten Gewohnheiten entfallen, auch die Trainingsroutine schnell den Bach runter gehen kann. Es ist also absolut wichtig, damit wir uns selbst wieder eine feste Struktur geben, wenn diese von außen weggebrochen ist. Sofern wir also von zu Hause arbeiten, brauchen wir klare Zeitpläne und -abläufe und zwar für alle Familienmitglieder, andernfalls leidet unsere Gesundheit und Vitalität darunter.
Dank der Tatsache, dass viele Fitnessanbieter kreativ wurden und mittlerweile viele Angebote und Workouts von zu Hause online und per Videostream durchgeführt werden können, gibt es eigentlich keine Ausreden mehr, warum man nicht trainieren kann. Dabei braucht man keine großen Trainingsgeräte, um effektiv trainieren zu können. Alltagsgegenstände und das eigene Körpergewicht reichen, wenn man ein bisschen kreativ ist. (Ideen dazu findest du in unserem Online Trainingsbereich). Besonders geeignet sind Live-Trainings, da diese wieder einen festen Rhythmus bieten und weniger Eigeninitiative erfordern.
Plane also mindestens 2-3 Trainings pro Woche ein, 20-30 Minuten sind dabei besser als gar kein Training. Außerdem ist es wichtig, auf regelmäßige Pausen zu achten und an die frische Luft zu kommen. Im Gegensatz zum Büroalltag, wo man immer mal wieder kleine Bewegungspausen hat, um beispielsweise zum Drucker, zu den Kollegen oder in den Konferenzraum zu gehen, fallen diese Bewegungspausen zu Hause weg. Versuche daher so viele Besprechungen wie möglich am Telefon statt per Zoom / Teams zu führen, um nebenher aufstehen zu können. Bereits kleine Bewegungspausen und Spaziergänge an der frischen Luft tragen ungemein zur körperlichen und geistigen Gesundheit bei.
Sofern wir also von zu Hause arbeiten, brauchen wir klare Zeitpläne und -abläufe und zwar für alle Familienmitglieder, andernfalls leidet unsere Gesundheit und Vitalität darunter
Soziale Distanzierung = virtuelle Verbundenheit
Es ist natürlich alles andere als ideal, zu Hause eingesperrt zu sein und nicht mit Freunden oder der Familie ausgehen zu dürfen. Aber die körperliche Distanzierung muss nicht unbedingt soziale Isolation bedeuten. Im Gegenteil: die Technologie und die zusätzliche Zeit, die wir haben, da der Weg zu Arbeit entfällt, können wir aktiv nutzen, um wieder mit Menschen aus allen Bereichen unseres Lebens Kontakt zu suchen und Freundschaften wieder aufleben zu lassen, für die wir sonst zu beschäftigt waren.
In dieser Zeit zu Hause habe ich es genossen, per Video-Anruf mit Freunden aus der ganzen Welt wieder Kontakt zu haben oder spontane Anrufe von Bekannten zu erhalten. Sich Zeit zu nehmen, um auch nur die Stimme eines/r guten Freundes/Freundin zu hören, kann die Laune heben und ein bisschen Unbeschwertheit in den Alltag bringen.
Home Schooling ist ein Teamsport
Home Schooling kann neben all den Herausforderungen auch Chancen bieten, wenn man erkennt, dass es mehr ist als bloß Hausaufgaben und mathematische Gleichungen. So kann der Familienzusammenhalt gestärkt werden, in dem auch die Kinder über den Unterricht hinaus mit Aufgaben betreut werden und mit einbezogen werden, um der Familieneinheit zu helfen. Die gemeinsamen Abende können genutzt werden, um bei Spieleabenden zum Beispiel engere Verbindungen aufzubauen und der neuen Generation zu zeigen, dass das Leben ohne Bildschirm auch viel Spaß machen kann.
Doch den Kleinen geht es wie den Großen auch und sie brauchen vor allem feste Gewohnheiten und Strukturen. Vereinbare einen festen “Schulort” und mache am besten mit allen Familienmitgliedern einen festen Tages- und Wochenplan mit Arbeitszeiten, Freizeitprogramm und Essenszeiten. Auch gemeinsame Rituale am Morgen, um den Tag zu besprechen oder abends den Schultag zu reflektieren, können helfen.
Keiner von uns kann wirklich vorhersagen, wie lange diese Situation noch andauern wird und wie die Welt “nach” Covid 19 aussehen wird. Das einzige, was wir aber tun können, um mit dieser Unsicherheit umzugehen ist, zu entscheiden, WIE wir auf diese Umstände um uns herum reagieren wollen. Was tust du bewusst für deine Gesundheit und Vitalität? Was tust du aktiv, um glücklich zu sein?
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