
Was treibt uns manchmal an? Jeder kennt diese Situationen – und hat sie vermutlich selbst schon einmal erlebt. In entscheidenden Momenten scheint unser logisch denkender Teil des Gehirns auszusetzen, Urlaub zu nehmen oder sich von einem „anderen Teil“ überstimmen zu lassen. Diese unsichtbare Macht verleitet uns dazu, Dinge zu tun, obwohl wir genau wissen, dass sie uns nicht guttun oder uns von unseren Zielen abbringen.
Anstatt nach Hause zu gehen, bleiben wir und trinken noch ein oder zwei Gläser Alkohol – obwohl wir wissen, dass wir am nächsten Tag fit sein müssen. Statt nur eine Netflix-Folge zu schauen, wird es ein ganzer Marathon, und wir gehen viel zu spät ins Bett, obwohl wir uns vorgenommen hatten, endlich mal früher schlafen zu gehen. Oder: Anstatt unser Ziel, 10 kg abzunehmen, im Auge zu behalten, greifen wir abends zur Schokolade und vernichten die ganze Tafel, obwohl unser Verstand weiß, dass wir das eigentlich nicht „wollen“.
Was passiert da? Warum können wir uns in solchen Momenten nicht auf unser hochentwickeltes, logisch und rational denkendes Organ da oben verlassen?
Die Biologie hinter unseren Entscheidungen
Um zu verstehen, warum wir in solchen Situationen handeln, wie wir handeln, müssen wir uns die Funktionsweise unseres Gehirns genauer anschauen. Zwei entscheidende Akteure spielen dabei eine Rolle:
Das limbische System: Der emotionale Teil unseres Gehirns, der schnelle, instinktive Entscheidungen trifft und uns auf unmittelbare Belohnungen ausrichtet. Es reagiert stark auf Reize wie Zucker, Alkohol oder Unterhaltung – alles Dinge, die schnelle Dopamin-Kicks auslösen.
Der präfrontale Cortex: Der „vernünftige“ Teil, zuständig für langfristige Planung, Selbstkontrolle und rationale Entscheidungen. Leider arbeitet er oft langsamer als das limbische System – vor allem, wenn wir müdem, gestresst oder emotional aufgewühlt sind.
Das Ergebnis: Unser limbisches System übernimmt die Kontrolle, bevor der präfrontale Cortex eingreifen kann.
Warum ist es so schwer, Versuchungen zu widerstehen?
Hier spielen mehrere Faktoren zusammen:
Dopamin und die Sucht nach Belohnung: Wenn wir etwas Angenehmes tun – sei es ein Stück Schokolade essen oder eine Netflix-Serie schauen – schüttet unser Gehirn Dopamin aus. Das belohnt uns und verstärkt das Verhalten, sodass wir es immer wieder tun wollen.
Gewohnheiten und Automatismen: Viele unserer Handlungen laufen unbewusst ab. Ein Beispiel: Wer gewohnt ist, abends vor dem Fernseher Snacks zu essen, greift oft automatisch zur Tüte Chips, ohne darüber nachzudenken.
Stress und Emotionen: In stressigen oder emotional aufgeladenen Situationen suchen wir oft nach Trost – und das meist in kurzfristig belohnenden Dingen wie Essen oder Ablenkung.
Strategien, um den Teufelskreis zu durchbrechen
Zum Glück können wir lernen, unser Verhalten zu steuern. Hier sind einige praktische Tipps, um in Zukunft bewusster zu handeln:
1. Erkenne deine Trigger
Führe ein Tagebuch, um herauszufinden, welche Situationen oder Gefühle deine ungewollten Handlungen auslösen. Fühlst du dich gelangweilt, gestresst oder überfordert? Sobald du deine Trigger kennst, kannst du gezielt Strategien entwickeln, um darauf zu reagieren.
2. Schaffe Hürden
Mach es dir schwerer, impulsiv zu handeln. Lagere ungesunde Snacks an schwer erreichbaren Orten oder setze dir Regeln, wie „Kein Handy im Schlafzimmer“, um abendliche Netflix-Marathons zu vermeiden.
3. Nutze Wenn-Dann-Pläne
Erstelle im Voraus konkrete Pläne für kritische Situationen: „Wenn ich Lust auf Schokolade habe, dann trinke ich zuerst ein Glas Wasser.“ Oder: “Wenn ich mich nach der Arbeit müde fühle, dann ziehe ich trotzdem meine Sportklamotten an und gehe ins Training.“ Oft reicht nämlich der erste Schritt, um in Bewegung zu kommen und den inneren Schweinehund zu überwinden.
4. Setze auf kleine Belohnungen
Belohne dich für positives Verhalten. Statt Schokolade könnte das ein entspannendes Bad oder ein gutes Buch sein. Wichtig ist, dass die Belohnung unmittelbar erfolgt und kein langfristiges Ziel ist.
5. Trainiere deinen präfrontalen Cortex
Meditation, Achtsamkeitsübungen und gezielte Selbstkontrollübungen können helfen, den „Muskel“ der Selbstdisziplin zu stärken.
6. Plane voraus
Meal-Prep, To-do-Listen oder feste Schlafenszeiten helfen, Versuchungen vorzubeugen. Je besser du vorbereitet bist, desto weniger Spielraum hat dein limbisches System.
Fazit: Es ist okay, nicht perfekt zu sein
Niemand handelt immer rational, und das ist auch nicht schlimm. Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, warum du so handelst, wie du handelst – und dass du Werkzeuge an die Hand bekommst, um deine Ziele langfristig zu erreichen. Und vergiss nicht: Jeder kleine Schritt in die richtige Richtung zählt!
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