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Bewegung, Kalorien und Stoffwechsel

Was wirklich in deinem Körper passiert


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Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit einem neuen Kunden vor einiger Zeit.Er kam nach dem ersten Monat Training bei uns zu mir und sagte:

„Ich weiß gar nicht, warum sich auf der Waage nichts tut. Ich trainiere regelmäßig – aber das Gewicht bleibt gleich.“


Diese Frustration kenne ich von vielen Menschen. Wir bewegen uns mehr, schwitzen mehr, geben Gas – und doch scheint der Körper nicht das zu tun, was wir erwarten.Woran liegt das? Verbrennt man beim Training wirklich mehr Kalorien? Oder spielt der Körper ein cleveres Kompensationsspiel?


Genau um diese Frage streiten sich Forscher seit Jahren.Und die neuesten Studien liefern spannende Antworten, die auch für dich und dein Training wichtig sind.



Der klassische Gedanke: Bewegung = mehr Kalorienverbrauch


Lange Zeit war die Rechnung einfach:

Wenn du dich mehr bewegst, verbrennst du mehr Kalorien.

Läufst du z. B. 5 Kilometer und verbrauchst dabei 400 Kalorien, dann sind das 400 Kalorien zusätzlich zu deinem normalen Grundumsatz – also ein klarer Vorteil für Fettabbau und Stoffwechsel.


Das klingt logisch, oder?

Aber die Realität ist – wie so oft im Körper – etwas komplexer.



Die provokante Gegenthese: Das „begrenzte Energie-Budget“


Der amerikanische Forscher Herman Pontzer sorgte 2016 für Aufsehen, als er Jäger und Sammler in Tansania untersuchte – das Hadza-Volk.

Diese Menschen sind etwa 14-mal aktiver als der durchschnittliche Büroarbeiter im Westen.

Das Erstaunliche: Trotz dieser enormen Aktivität verbrauchen sie am Tag nicht mehr Kalorien als wir.


Pontzer nannte das die „Constrained Energy Hypothesis“ – also die Theorie des begrenzten Energieverbrauchs.

Seine Schlussfolgerung:

Unser Körper hat ein fixes Energie-Budget.

Wenn du mehr trainierst, spart der Körper an anderer Stelle Energie ein – z. B. durch leicht verlangsamten Stoffwechsel oder weniger unbewusste Bewegung im Alltag.


So gleicht sich alles wieder aus, und du verbrauchst am Ende ungefähr gleich viel Energie wie vorher.


Für viele war das eine kleine Revolution – und ein Frustmoment:

„Also bringt mehr Training gar nichts?!“



Neue Forschung: Bewegung zählt – und zwar deutlich


Im Oktober wurde eine neue Studie veröffentlicht, die diesen Gedanken kräftig auf den Kopf stellt.Ein internationales Forscherteam um den bekannten Stoffwechselwissenschaftler John Speakman (Universität Aberdeen) hat den Energieverbrauch von 75 Männern und Frauen über zwei Wochen präzise gemessen – darunter auch hochaktive Ausdauersportler.

Das Ergebnis:

Je mehr sich die Teilnehmer bewegten, desto mehr Kalorien verbrannten sie auch insgesamt.

Ohne nennenswerte Kompensation.

Der Stoffwechsel blieb stabil, und die körperlichen Systeme (Immunsystem, Hormonhaushalt etc.) funktionierten ganz normal.


Mit anderen Worten:

Der Körper kann seinen Energieverbrauch sehr wohl hochschrauben, wenn er gesund ist und ausreichend Ressourcen bekommt.



Wie lassen sich die widersprüchlichen Ergebnisse erklären?


Beide Studien sind wissenschaftlich sauber – also wie kann das sein?

Der entscheidende Unterschied liegt vermutlich im Kontext.


Pontzer untersuchte eine Bevölkerung, die unter harten Lebensbedingungen lebt: wenig Nahrung, ständige körperliche Belastung, hohe Infektionsraten.

Das Immunsystem läuft dort permanent auf Hochtouren – und verbraucht dadurch einen erheblichen Teil der täglichen Energie.

Wenn dann zusätzlich körperliche Aktivität dazukommt, bleibt dem Körper schlicht kein Energiepuffer mehr.


In unseren modernen Lebensbedingungen ist das anders:

Wir sind gut ernährt, medizinisch versorgt, und unser Immunsystem ist selten im Dauereinsatz.

Das bedeutet: Unser Körper hat mehr „freie Energie“, um auf Bewegung zu reagieren – und er erhöht den Kalorienverbrauch tatsächlich messbar.


Das zeigt:

Beide Modelle sind richtig – je nach Umfeld, Gesundheitszustand und Lebensstil.



Was bedeutet das jetzt praktisch für dich?


Hier kommt der spannende Teil.

Denn egal, wie man die Studien liest – sie liefern wertvolle Erkenntnisse, die du sofort in dein eigenes Training und deinen Alltag übernehmen kannst.


1. Bewegung zählt – aber nicht nur im Training

Viele Menschen sehen Bewegung als isoliertes Ereignis:

„Ich gehe dreimal die Woche ins Training, also bewege ich mich genug.“

Aber die meiste Zeit des Tages verbringen wir im Sitzen – im Auto, am Schreibtisch, auf dem Sofa.


Das, was Forscher NEAT (Non-Exercise Activity Thermogenesis) nennen, macht oft mehr Energieverbrauch aus als das eigentliche Training:Treppensteigen, Gehen, Hausarbeit, kleine Bewegungen.


👉 Mein Tipp:

Versuch, deinen Alltag „bewegungsreicher“ zu gestalten:

  • Geh beim Telefonieren umher

  • Park ein Stück weiter weg

  • Steh öfter auf

  • Nutze Gehen oder Radfahren für kurze Wege

Diese scheinbar kleinen Gewohnheiten können bis zu 1.000–2.000 Kalorien am Tag zusätzlich verbrennen – ganz ohne Extra-Training.



2. Wenn du abnehmen willst: Ernährung im Blick behalten

Mehr Bewegung bedeutet zwar höheren Kalorienverbrauch – aber oft steigt gleichzeitig der Appetit.

Viele essen (meist unbewusst) etwas mehr, wenn sie regelmäßig trainieren.

Dadurch kann der Effekt auf das Gewicht verpuffen.


👉 Mein Tipp:

Behalte dein Essverhalten im Auge – besonders an Trainingstagen.Iss bewusst, langsam und nahrhaft, statt unkontrolliert „aufzufüllen“.Wer gezielt auf eine leicht negative Energiebilanz achtet, wird trotz höherer Aktivität nachhaltiger Fortschritte sehen.



3. Wenn du stärker oder leistungsfähiger werden willst: Iss genug

Ich sehe es immer wieder – besonders bei Menschen, die viel trainieren, aber sich wundern, warum sie nicht besser regenerieren oder sich ständig müde fühlen.Der Grund: Sie essen zu wenig für ihr Aktivitätsniveau.


👉 Mein Tipp:

Wenn du regelmäßig hart trainierst, solltest du deine Energiezufuhr anpassen.

Ein einfacher Indikator ist dein Körpergewicht:

Sinkt es stetig, obwohl das Ziel Leistung oder Muskelaufbau ist, isst du zu wenig.Erhöhe deine Kalorienzufuhr leicht (z. B. +150–200 kcal/Tag) und beobachte, wie sich dein Energielevel verändert.



4. Bewegung ist mehr als Kalorien – sie ist Lebensenergie

Unabhängig davon, ob du Gewicht verlieren, fitter werden oder gesünder leben willst:Bewegung wirkt nicht nur über den Kalorienverbrauch.

Sie beeinflusst dein Nervensystem, deine Hormonbalance, deine Stimmung und dein Immunsystem.


Wer sich regelmäßig bewegt, schläft besser, regeneriert schneller und hat mehr mentale Stabilität – also genau das, was in einem fordernden Alltag oft fehlt.


Und das ist letztlich das, worum es im Training wirklich geht:

Nicht nur um Zahlen, sondern um Energie, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.



Fazit: Dein Körper ist kein Taschenrechner – sondern ein adaptives System


Wissenschaft hin oder her – am Ende zählt, wie du mit deinem Körper arbeitest, nicht gegen ihn.

Wenn du dich regelmäßig bewegst, ausreichend schläfst, dich gut ernährst und deinem Körper die richtigen Reize gibst, wird er dir mehr Energie, Kraft und Stabilität zurückgeben, als jede Formel berechnen kann.


Training ist kein Kalorienspiel – es ist eine Investition in dein Energiepotenzial.


Lust, herauszufinden, wie du dein Energie- und Trainingspotenzial optimal nutzt?

Dann lade ich dich herzlich zu einem persönlichen Kennenlerntermin in der Sportfabrik Winterhalter ein.

Gemeinsam schauen wir, wo du aktuell Energie verlierst – und wie du mit gezieltem Training, Ernährung und Regeneration dein Energielevel auf das nächste Level bringst.


 
 
 

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